Donnerstag, 5. November 2009

Gottesdienst am 01.11.09 in Gilsbach

In diesem Jahr fiel der Feiertag Allerheiligen auf einen Sonntag. Pfarrer Thomas Walter sagte dass dieser Tag überwiegend für unsere katholischen Geschwister eine Bedeutung hat. Dies träfe aber nicht zu, da Gott alle die an Ihn glauben Heilig sprich und so dieser Tag auch für uns eine Bedeutung hat. Gott spricht uns Heilig, aber wenn man dann sein eigenes  Leben betrachtet und man ehrlich mit sich selbst ist, kann das eigentlich nicht möglich sein. Jemand der diesen Anspruch auf keinem Fall angenommen hätte, war Dietrich Bonhoeffer. Ihn hatte Pfarrer Walter zum Thema  der Predigt ausgewählt.  Dietrich Bonhoeffer ist aus der Kirchengeschichte nicht mehr wegzudenken. Seine Texte  die er in der Gefangenschaft verfasst hat sind weit bekannt.  Das Lied “Von guten Mächten wunderbar geborgen” gehört dazu und wurde auch in diesem Gottesdienst gesungen. Was Dietrich Bonhoeffer in seiner Gefangenschaft und erst recht nach dem Scheitern des Attentats auf Hitler, wo für ihn klar war was ihn erwartete, durchgemacht hat, können wir nur erahnen. 

Trotz allem war er immer Vorbild für andere. Er sprach den Mitgefangenen Mut zu, er redete mit seinem   Wachmann über Gott, hielt Andachten für seine Mitgefangenen.  In seinem Gedicht, Wer bin ich? wird unter anderem auch deutlich was seine Mitgefangenen über ihn sagten. 

 

Wer bin ich? Sie sagen mir oft,

ich träte aus meiner Zelle

gelassen und heiter und fest

wie ein Gutsherr aus seinem Schloss

 

Wer bin ich? Sie sagen mir oft,

ich spräche mit meinen Bewachern

frei und freundlich und klar,

als hätte ich zu gebieten.

 

Wer bin ich? Sie sagen mir auch,

ich trüge die Tage des Unglücks

gleichmütig, lächelnd und stolz,

wie einer, der Siegen gewohnt ist.

 

Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen?

Oder bin ich nur das, was ich selbst von mir weiß?

Unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig,

ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle,

hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen,

dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe,

zitternd vor Zorn über Willkür und kleinlichste Kränkung,

umgetrieben vom Warten auf große Dinge,

ohnmächtig bangend um Freunde in endloser Ferne,

müde und leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen,

matt und bereit, von allem Abschied zu nehmen?

 

Wer bin ich? Der oder jener?

Bin ich denn heute dieser und morgen ein andrer?

Bin ich beides zugleich? Vor Menschen ein Heuchler

Und vor mir selbst ein verächtlich wehleidiger Schwächling?

Oder gleicht, was in mir noch ist, dem geschlagenen Heer,

das in Unordnung weicht vor schon gewonnenem Sieg?

 

Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott.

Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott!

 

Dietrich Bonhoeffer , 1944, aus der Haft in Tegel

 

Der Lagerarzt der bei  der Hinrichtung dabei sagte.

Auch an der Richtstätte selbst verrichtete er noch ein kurzes Gebet und bestieg dann mutig und gefasst die Treppe zum Galgen. Der Tod erfolgte nach wenigen Sekunden. Ich habe in meiner fast 50 jährigen ärztlichen Tätigkeit kaum je einen Mann so gottergeben sterben sehen"

 

In dieser Situation so zu leben, so zu handeln, wer kann das?

Bonhoeffer  konnte es weil er ganz auf Gott vertraute und alles aus seiner Hand nahm.

Er wusste das dieses Ende für ihn ein neuer Anfang bei Gott ist.

Seine leben und handeln sollten wir als Vorbild für unser Leben  nehmen.

 

 

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